Palästinalied Songtext
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Allerêrst lebe ich mir werde,
sît mîn sündic ouge siht
Daz hêre lant und ouch die erde der man vil der êren giht.
Mirst geschehen des ich ie bat: ich bin komen an die stat
dâ got mennischlîchen trat.
Schoeniu lant rîch unde hêre, swas ich der noch hân gesehen,
Sô bist duz ir aller êre.
waz ist wunders hie geschehen!
Daz ein maget ein kint gebar
hêre über aller engel schar,
was daz niht ein wunder gar?
Hie liez er sich reine toufen daz der mensche reine sî.
Dô liez er sich hie verkoufen,
daz wir eigen wurden frî.
Anders waeren wir verlorn. wol dir, sper kriuz unde dorn!
wê dir, heiden! deist dir zorn.
Kristen juden und die heiden jehent daz diz ir erbe sî
Got müez ez ze rehte scheiden durch die sîne namen drî.
Al diu werlt diu strîtet her: wir sîn an der rehten ger:
reht ist daz er uns gewer.
Übersetzung:
Jetzt erst lebe ich richtig,
seitdem mein sündiges Auge
das Heilige Land und die Erde sieht, von der man so viel Ehrenvolles sagt.
Mir ist zuteil geworden, worum ich immer gebeten habe:
Ich bin an diejenige Stätte gekommen,
wo Gott als Mensch wandelte.
Schöne Lande, reich und herrlich, was ich davon bisher gesehen habe,
die übertriffst du alle weit.
Denn was für ein Wunder ist hier geschehen!
Daß (nämlich) eine Jungfrau ein Kind gebar,
herrschend über alle Engelscharen,
war das nicht ein vollkommenes Wunder?
Hier ließ er, obwohl er rein war, sich taufen,
damit auch der Mensch rein sei.
Dann ließ er sich hier verkaufen,
so daß wir Leibeigene frei wurden.
Anderenfalls wären wir verloren gewesen.
Heil dir, Speer, Kreuz und Dornenkrone!
Weh dir, Ungläubiger, daß dir das Zorn bereitet!
Christen, Juden und Muslime
behaupten, daß dies Land ihr Erbe sei:
Gott soll dies nach Recht entscheiden
im Namen seiner Dreieinigkeit.
Die ganze Welt streitet hierum:
wir allein verlangen es zu Recht:
Recht ist es, daß er es uns zuerkennt.
T&M: Walther von der Vogelweide (ca. 1170-1230)
?Manessische Liederhandschrift" Anfang 14. Jahrhundert, Heidelberg cpg 848, Münsterer Fragment, 14. Jh., Münster
?Wes Brot ich eß', des Lied ich sing!" trifft auch auf Walther zu. Sein Talent durch geschickte Schreibweise seine Zuhörer zu manipulieren, war seinen Brotgebern bekannt und teuer, bei seinen Gegner gefürchtet. Wie wirkungsvoll seine Propagandalieder sein konnten, beweist uns der Domherr von Aquileja, Thomasin von Zerklaere, der Walther 1215/16 vorwirft mit der ungerechten Polemik seines Papstliedes ?Tausende" beeinflußt zu haben.
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