Prost Deutschland Songtext

Konstantin Wecker

von Mehr Songtexte

Prost Deutschland Songtext
Komm, sing doch mal ein schönes Lied,

es sollte deutsch für Deutsche sein,

mit deutschem Mut, vereinten Sinns:

Ich weiß nicht, soll ich lachen, soll ich schrein.


Als könnte man stets überall

eindeutig Position beziehn,

ich bin verwirrt in diesem Fall

und komm mir vor wie ausgeliehn.



Ob deutsches Blut, ob deutscher Geist,

ob deutscher Stahl, ob deutscher Sand,

mir fehlt nun mal, was soll ich tun,

das rechte Herz fürs Vaterland.


Vielleicht bin ich ein alter Sack,

der noch von achtundsechzig träumt,

von Bier und Beifall aufgeschwemmt,

schon lang den letzten Zug versäumt.



Doch träum ich immer noch und bleib

verrückt nach meinen Utopien

die allerdings hat man mir hier

wie damals drüben nie verziehn.



Ich singe deutsch, so gut ich´s kann

und lieg sehr gern am Isarstrand,

und doch, mir fehlt es nun einmal,

das rechte Herz fürs Vaterland.



Jetzt rasen sie zum Ausverkauf,

die Wucherer und Makler und

das ganze Leichenschänderpack,

und tun sich groß und geben kund



und grölen von der alten Mär,

vom Wunder, das zu guter Letzt

nur ihnen hilft, und übrig bleibt

ein Volk: verraten, aufgehetzt.



Man müßte es behutsam und

besonnen pflegen, dieses Pfand -

ich weiß, schon gut, mir fehlt nun mal

das rechte Herz fürs Vaterland.



Und wo versteckt man heute die,

die kürzlich wirklich vorneweg

als neue klare Melodie

die Füße stemmten in den Dreck.



Wer hat das alles eingeheimst?

In welchen Schlund fiel diese Zeit,

fiel dieser viel zu kurze Herbst

der Wärme und der Einigkeit?



Was war das doch für ein Triumph,

als Mauern bröckelten zu Sand,

da hatte ich für kurze Zeit

ein Herz für dieses Vaterland.



Prost Deutschland! Alles Gute und

ich hoff, du hältst, was man verspricht.

Ich lach und streite gern mit dir,

doch mit dir jubeln,

mir dir jubeln will ich erstmal nicht!





EV: Promo-Single (1990), Classics (1991)

Erstmals vorgetragen im "Scheibenwischer" (ARD, 25.10.1990)





Aktualisierte Fassung statt der letzten Strophe, vorgetragen von Konstantin im "Scheibenwischer" (ARD, 11.12.1999):



Was wuchs zusammen frag ich mich,

das Geld, es wuchs zusamm´!

Die Menschen aber trennten sich

und das vereinte Land ist klamm.



Dann war ich voller Hoffnung

auf die Enkel der korrupten alten Herrn

und dachte grün und wählte rot

und hatte dieses Land für einen Sommer richtig gern.



Die machten sich ja auch

seit 68 auf den langen Marsch.

Jetzt kriechen sie der Nato

und der Wirtschaft wie die andern in den Arsch.



Was machen die mit sich und uns,

wir gaben ihnen doch die Hand

und hofften, so als pflüge wieder

Licht das Herz fürs Vaterland.



Müßten sie´s nicht behutsam

und besonnen pflegen dieses Band?

Na gut mir fehlt schon wieder mal

das Herz für dieses Vaterland.